News Werke Biografie Bibliografie DE / EN

expériences lumineuses

2024

Inkjet auf Leinwand
246 x 201 cm
Auflage: 4 + AP
verso signiert, datiert und nummeriert

Seit vielen Jahren beschäftigt sich Thomas Ruff in seinen Serien mit der Entstehung und der Geschichte der Fotografie. Dabei stellte sich für ihn immer wieder auch die Frage nach der Bedeutung der eigentlichen Ausgangspunkte der Fotografie sowie deren Essenz. Im Gegensatz zur Malerei spielen bei der Fotografie immer physikalische Phänomene der Optik - wie Licht, Lichtbrechung oder Strahlung - und deren Fixierung auf einem Bildträger eine wichtige Rolle. Diesen eher naturwissenschaftlichen Aspekt, bestehend aus Licht, Lichtstrahlen und Glas, mit Hilfe „einfacher“ Fotografie genauer zu untersuchen und visuell sichtbar zu machen, war die Zielsetzung der Serie expériences lumineuses.

Da er „nur Licht und Glas“ nutzen wollte, fotografierte er zunächst mit einer Lampe und einem Glasprisma Lichtstrahlen und Reflexionen, die sich auf einem rauen Betonboden beziehungsweise auf verschiedenen weißen Papieren abzeichneten. Da ihn jedoch die Ergebnisse nicht überzeugten, beschloss er die Lichtspiele auf einer glänzenden Oberfläche zu fotografieren, um den Strahlenverlauf besser sichtbar zu machen.

Aus diesem Grund erstellte er in seinem Atelier mit Hilfe einer Vielstrahlleuchte sowie verschiedener Glaskörper eine Versuchsanordnung, die im Physikunterricht zum Thema geometrische Optik genutzt wird. Bei diesen Demonstrationsexperimenten wird Licht durch Glaskörper, die auf einer Weißwandtafel angeordnet sind, geworfen. Damit lassen sich, je nach Beschaffenheit der Lichtquelle und der Glaskörper, Lichtreflexion, Lichtbrechung und parallele, divergente oder konvergente Lichtstrahlen sichtbar machen.

Hatte er anfangs nur eine Leuchte, die je nach Nutzung schmale oder breite Lichtstrahlen auf die Fläche warf, kamen in der Folge mehr Leuchten dazu, um die Linien der Lichtbrechungen zu multiplizieren und komplexer zu machen. Das unterschiedliche Licht - von engen Strahlen bis zu breiten Lichtbündeln - wurde durch verschiedene Glaskörper wie Quader, Dreiecke, Halbkreise, konkave und eine konvexe Linsenformen sowie durch unterschiedliche Spiegel geleitet. Die entstandenen Lichtspuren und -reflexe waren nicht vorhersehbar, konnten aber durch das Arrangieren der Leuchten und Glaskörper bestimmt werden. Für Ruff war dies „ein Spielen mit den Lichtstrahlen und der Anordnung der Glasobjekte, von denen das Licht gebrochen wird“, bevor er den Auslöser drückte.

Damit der Weg des Lichtstrahls durch den Glaskörper in den Raum nicht mehr als Licht, sondern als Strich oder Streifen wahrgenommen werden kann, invertierte Ruff die Aufnahmen der optischen Phänomene. Die Lichtverläufe, Lichtbrechungen, Reflexionen sowie die Glaskörper wurden dadurch zu fast abstrakten Zeichnungen umgewandelt, die den naturwissenschaftlichen Raum verlassen haben. Um die malerisch-grafische Qualität der Bilder zu verstärken ließ Ruff sie auf grundierte Malerleinwand drucken und präsentiert sie als großformatige Zeichnung im Ausstellungsraum.

Ruff verdeutlich einmal mehr, dass er von der Bedeutung wissenschaftlicher Fotografie im Sinne von Berenice Abbott überzeugt ist: „Surely, scientific truth and natural phenomena are as good subjects for art as are man and his emotions, in their infinite variety.”

Menu
News Werke Biografie Bibliografie DE / EN

expériences lumineuses

2024

Inkjet auf Leinwand
246 x 201 cm
Auflage: 4 + AP
verso signiert, datiert und nummeriert

Seit vielen Jahren beschäftigt sich Thomas Ruff in seinen Serien mit der Entstehung und der Geschichte der Fotografie. Dabei stellte sich für ihn immer wieder auch die Frage nach der Bedeutung der eigentlichen Ausgangspunkte der Fotografie sowie deren Essenz. Im Gegensatz zur Malerei spielen bei der Fotografie immer physikalische Phänomene der Optik - wie Licht, Lichtbrechung oder Strahlung - und deren Fixierung auf einem Bildträger eine wichtige Rolle. Diesen eher naturwissenschaftlichen Aspekt, bestehend aus Licht, Lichtstrahlen und Glas, mit Hilfe „einfacher“ Fotografie genauer zu untersuchen und visuell sichtbar zu machen, war die Zielsetzung der Serie expériences lumineuses.

Da er „nur Licht und Glas“ nutzen wollte, fotografierte er zunächst mit einer Lampe und einem Glasprisma Lichtstrahlen und Reflexionen, die sich auf einem rauen Betonboden beziehungsweise auf verschiedenen weißen Papieren abzeichneten. Da ihn jedoch die Ergebnisse nicht überzeugten, beschloss er die Lichtspiele auf einer glänzenden Oberfläche zu fotografieren, um den Strahlenverlauf besser sichtbar zu machen.

Aus diesem Grund erstellte er in seinem Atelier mit Hilfe einer Vielstrahlleuchte sowie verschiedener Glaskörper eine Versuchsanordnung, die im Physikunterricht zum Thema geometrische Optik genutzt wird. Bei diesen Demonstrationsexperimenten wird Licht durch Glaskörper, die auf einer Weißwandtafel angeordnet sind, geworfen. Damit lassen sich, je nach Beschaffenheit der Lichtquelle und der Glaskörper, Lichtreflexion, Lichtbrechung und parallele, divergente oder konvergente Lichtstrahlen sichtbar machen.

Hatte er anfangs nur eine Leuchte, die je nach Nutzung schmale oder breite Lichtstrahlen auf die Fläche warf, kamen in der Folge mehr Leuchten dazu, um die Linien der Lichtbrechungen zu multiplizieren und komplexer zu machen. Das unterschiedliche Licht - von engen Strahlen bis zu breiten Lichtbündeln - wurde durch verschiedene Glaskörper wie Quader, Dreiecke, Halbkreise, konkave und eine konvexe Linsenformen sowie durch unterschiedliche Spiegel geleitet. Die entstandenen Lichtspuren und -reflexe waren nicht vorhersehbar, konnten aber durch das Arrangieren der Leuchten und Glaskörper bestimmt werden. Für Ruff war dies „ein Spielen mit den Lichtstrahlen und der Anordnung der Glasobjekte, von denen das Licht gebrochen wird“, bevor er den Auslöser drückte.

Damit der Weg des Lichtstrahls durch den Glaskörper in den Raum nicht mehr als Licht, sondern als Strich oder Streifen wahrgenommen werden kann, invertierte Ruff die Aufnahmen der optischen Phänomene. Die Lichtverläufe, Lichtbrechungen, Reflexionen sowie die Glaskörper wurden dadurch zu fast abstrakten Zeichnungen umgewandelt, die den naturwissenschaftlichen Raum verlassen haben. Um die malerisch-grafische Qualität der Bilder zu verstärken ließ Ruff sie auf grundierte Malerleinwand drucken und präsentiert sie als großformatige Zeichnung im Ausstellungsraum.

Ruff verdeutlich einmal mehr, dass er von der Bedeutung wissenschaftlicher Fotografie im Sinne von Berenice Abbott überzeugt ist: „Surely, scientific truth and natural phenomena are as good subjects for art as are man and his emotions, in their infinite variety.”

expériences lumineuses